Im P.D. Patel Ayurveda Krankenhaus

Nach einem Monat Funkstille möchte ich, meine Erlebnisse in einem Ayurveda-Krankenhaus in Nadiad, Gujarat mit einigen Blog-Beiträgen niederschreiben.

 

Traditionelle Indische Medizin

Das „P. D. Patel Ayurveda-Krankenhaus“ mit angesiedeltem College wurde 1938 von dem Arzt und Freiheitskämpfer Vaidya Sunderlal Joshi gegründet. Er wollte mit der Verbreitung der traditionellen indischen Heilkunde die medizinische Versorgung der lokalen Bevölkerung verbessern und gleichzeitig ein politisches Signal setzen.

Seit 1981 ist Professor Dr. Gupta medizinischer Direktor und Chefarzt dieser im In- und Ausland etablierten Institution. Darüber hinaus ist er der medizinische Leiter meiner Ausbildung in Ayurveda-Medizin MSc an der Europäischen Akademie für Ayurveda in Birstein.

 

„Charity Hospital“

Die „Mahagujarat Medical Society“, eine karitative, nicht profitorientierte Organisation (NGO) leitet das Krankenhaus und das College. Die meisten Patienten kommen aus einkommensschwachen Bevölkerungsgruppen oder aus der Mittelschicht. Auch einige wenige Europäer mit schwerwiegenden Erkrankungen lassen sich dort behandeln.

 

Die Panchakarma-Kur: Ausleitung und Regeneration

Die Kernkompetenz des Krankenhauses ist die sogenannte Panchakarma-Kur, eine mehrwöchige Ausleitungs- und Regenerationskur. Schwerpunkte sind u.a. die Behandlung von chronischer Niereninsuffizienz, Leberzirrhose, rheumatoider Arthritis, Unfruchtbarkeit, Erkrankungen des Nervensystems wie Multiple Sklerose und Parkinson, Colitis Ulcerosa (entzündliche Darmerkrankungen) und Psoriasis (Schuppenflechte).

 

Ausbildung von Ayurveda-Medizinern

Zurzeit sind ca. 600 Studenten im College immatrikuliert. Die Synergien zwischen College und Krankenhaus ermöglichen eine intensive Forschung mit zahlreichen quantitativen Studien. Das Krankenhaus hat eine Kapazität von 150 Betten und bietet eine Ambulanz in vielen Fachrichtungen (Innere Medizin, Gynäkologie, Pädiatrie…) an.
Darüber hinaus verfügt der Campus über ein eigenes pharmazeutisches Labor und stellt für den Eigenbedarf fast alle ayurvedischen Präparate selbst her.

 

Praktikum in Ayurveda-Medizin

Mitte November empfing Dr. Manish eine schweizer Kommilitonin und mich als Praktikantinnen. Als unser Ausbilder ermöglicht er uns für drei Wochen die Hospitation in vielen Fachbereichen und auch in der Ambulanz. Mit ihm zusammen betreuen wir darüber hinaus engmaschig ca. 20 Patienten.
Diese Zeit der Hospitation war, sowohl medizinisch wie kulturell, sehr lehrreich, aber auch teilweise sehr herausfordernd. Meiner Kommilitonin und mir fiel es zuweilen schwer, uns an die Regeln eines streng patriacharlisch und hierarchisch ausgerichteten Systems zu halten. Zum Glück waren wir zu zweit und konnten so schwierige Phasen gut überstehen.
Nach drei Wochen Krankenhaus in einer staubigen Stadt mit einer Unterkunft direkt an einer Baustelle führt mich die Reise nun weiter in eine kleine Ayurveda Klinik im Grünen von Kerala. Dort angekommen habe ich mich leider erkältet und kann mein Zimmer nicht verlassen. Nun habe ich Zeit, nach und nach über spannende Patientengeschichten aus dem Patel Ayurveda-Krankenhaus in Nadiad zu berichten.